Im Mai 1955 fanden sich 14 Vogelfreunde in Stendal zusammen, um in der damaligen SZG eine Gruppe zu gründen. Zu dieser Zeit gab es in der DDR keine Vereine, daher mussten wir uns Gruppe nennen, die dann im Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) integriert wurde. Damit verwirklichten die Stendaler Vogelfreunde ihr Anliegen, sich als Gleichgesinnte in einer Züchtergemeinschaft zu vereinigen.

Die Versammlungen unserer Gruppe fanden nun einmal im Monat statt. Der Anfang unseres Gruppenlebens war sehr schwer, denn wir verfügten kaum über Futtermittel für unsere Vögel. Hirse, Sonnenblumenkerne, Rübsen und dergleichen waren eine Rarität zu dieser Zeit. Da der Jahresbeitrag in den Jahren 1955-1956 in der SZG (Spezialzuchtgemeinschaft Ziergeflügel und Exoten) nur 5 Mark betrug, war unsere Gruppenkasse auch nicht gut gefüllt, um irgend welche Anschaffungen zu tätigen. 1956 war aber in der SZG und bei der Futterbeschaffung ein Aufschwung zu verzeichnen, denn wir bekamen ab da, für jeden gemeldeten Vogel im Quartal 1,375 kg Hirse zugeteilt. Bei Wellensittichen war die Zuteilung auf 20 Paare beschränkt.

Zwischenzeitlich war unsere Gruppe schon auf 46 Mitglieder angewachsen, welche auch aus den umliegenden Ortschaften und Kreisen zu uns bekommen waren. Dadurch verbesserte sich auch die finanzielle Situation und das zugeteilte Futter (Hirse) erhielten wir zu einem Preis von 26,- Mark/50kg. Auf Gruppenbeschluss wurde die Hirse mit einem Aufschlag an den Züchter weitergegeben, um die Finanzen für die Gruppenkasse aufzubessern. Mit dem Überschuss aus dem Futterverkauf haben wir uns die ersten Ausstellungsvolieren und käfige gebaut, damit wir einmal eine Ausstellung in der Öffentlichkeit durchführen konnten. Dieses Vorhaben war schwer durchführbar, denn sämtliche Baumaterialien waren streng bewirtschaftet und nur mit einem Freigabeschein vom Rat des Kreises, heute Landratsamt, beim örtlichen Handel zu beziehen. Volierendraht oder Drahtgewebe gab es so gut wie gar nicht oder nur mit entsprechenden Beziehungen.

Im November 1957 konnten wir endlich unsere erste Ausstellung in Stendal verwirklichen und die Bevölkerung auf uns aufmerksam machen. Die Besucher waren von dieser Schau sehr beeindruckt, besonders über die Vielfalt der gezeigten Vogelarten. Durch diese Schau hatten wir noch weiteren Mitgliederzuwachs, den die Gruppe kaum noch verkraften konnte. Da viele Zuchtfreunde aus den Nachbarkreisen kamen, beschlossen wir im Gruppenvorstand "diese Züchter davon zu überzeugen, in ihren Heimatorten eigene Gruppen zu gründen. So entwickelten sich im laufe der Zeit die Gruppen Gardelegen, Klötze und Tangermünde. Im Jahre 1958 wurden alle Gruppen innerhalb der SZG in Sparten umbenannt. Auf Grund des großen Erfolges unserer ersten Schau beschlossen wir, diese Spartenschau künftig in einem Zweijahresrhythmus durchzuführen. Zur ersten Schau stand uns nur ein kleiner Saal eines Stendaler Ausfluglokals zur Verfügung, das leider der Spitzhacke zum Opfer fiel. Für die Zukunft musste also eine neue Lösung gefunden her. Die meisten Mitglieder unserer Sparte arbeiteten im Reichbahnausbesserungswerk (RAW) Stendal und waren dort als Vogelzüchter bekannt. Als wir unsere Werkleitung darum baten, unsere Ausstellungen im Betriebskultursaal durchführen zu dürfen, fanden wir die volle Unterstützung.   

Dieser Kultursaal stand uns ohne wesentliche Unkosten bis zur Wende zur Verfügung, denn unsere Ausstellungen wurden als Kulturarbeit eingestuft und dementsprechend gewürdigt. Es wurden nun, großzügige dekorative Schauen durchgeführt, denn die Stadtgärtnerei Stendal unterstützte uns mit Grünpflanzen und Blumen zur Ausgestaltung des Saales, der Volieren und Finkenvitrinen. Ein Höhepunkt unserer Ausstellungsarbeit war die 2. Bezirks-Ziergeflügel und Exotenschau mit Bereichs- meisterschaften des Bezirkes Magdeburg im November 1971. Das brachte den Stendaler Zuchtfreunden viel Arbeit, wurde jedoch durch die hohen Besucherzahlen belohnt.

Ferner legten wir auch großen Wert auf die fachliche Weiterbildung unserer Spartenmitglieder und luden uns zu Fachvorträgen kompetente Fachleute ein. Damalige Autoren waren unter anderem: Prof.Dr.Heinrich Dathe, Zfrd. Georg-A.Radke, OMR.Dr.Joh. Kummer, dem ehemaligen wissenschaftlichen Leiter des Stendaler Tiergarten, u.a.

Seid den 60er Jahren war es uns auch möglich, zu dem uns zugeteilten Futter, zusätzlich  durch den Export von Vögeln über die staatliche Export-und Importfirma "Zoologica" in Berlin Futter zu erhalten. Diese Firma exportierte in großen Umfang, Vögel, Zierfische, Mehlwürmer u.a. ins westliche Ausland um für die DDR Devisen zu erwirtschaften. Mit den örtlichen Sparte wurden dazu entsprechende Exportvereinbarungen abgeschlossen. Für den Export waren folgende Vogelarten gefragt: Nympfensittiche, Wellensittiche, Zebrafinken, und Jap. Mövchen.

Leider brachte die Wende unsere Sparte einen tiefen Einschnitt. Als erstes wurde uns das Futter und Materiallager vom Besitzer gekündigt. Dann kamen die vielen neuen Verordnungen, CITES, amtliche Zucht und Haltergenehmigungen, welches zur Folge hatte, das die Hälfte unserer Spartenmitglieder die Zucht aufgaben und aus der SZG und der Sparte austraten. Für unsere Ausstellungsmaterialien fanden wir vorrübergehend eine neue Unterkunft. Allerdings mussten wir dieses Lager wegen der hohen Mietkosten wieder aufgeben. Wir haben dieses Material dann unseren Mitgliedern und befreundetet Sparten zur kostenlosen Entnahme überlassen. Diese schwere Entscheidung mussten wir treffen, denn es bestand und besteht bis zum heutigen Zeitpunkt für unseren verein kaum Aussicht einmal wieder eine Ausstellung durchzuführen.

Durch die Wirren der Wendezeit waren in dem damaligen Spartenvorstand einige undurchsichtige Unregelmäßigkeiten aufgetreten, die fast das Ende unserer Sparte zur Folge hatte. Eine Entscheidung stand in unserer Sparte an, es war die Frage. Sparte auflösen oder als eingetragener Verein weiterführen. Nach langwierigen Diskussionen haben sich einige langjährige Mitglieder bereit erklärt, die Vereinsleitung zu übernehmen und die Sparte ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Seit Juli 1990 trägt der Verein nun den Namen  "Ziergeflügel und Exotenliebhaber Stendal e.V." Zu diesem Zeitpunkt waren wir 22 aktive Mitglieder. Diesen Mitgliedstand konnten wir in etwa bis zum heutigen Tag halten. Uns Gründungsmitgliedern war war viel daran gelegen, den Verein nun über die Wirren der Wende zu bringen denn unser 40. Vereinsjubiläum stand bald bevor. Im Mai 1995 war es dann soweit, das wir das Jubiläum in würdiger Form im Kreise der Mitglieder und Freunden aus Nachbarvereinen begehen konnten.

Unser heutiges Vereinsleben gestalten wir mit 10 Monatsversammlungen, mit Fachvorträgen, Diavorträgen und der Erörterung allgemein interessierender Fragen. Jährlich führen wir mit unseren Angehörigen ein Sommer und Adventsfest durch. Weitere Aktivitäten sind die Mitgliederwerbung, Besuche unserer Bundesschau und anderer Vogelausstellungen.